oTTo, 24 jährig, in einer Beziehung. oTTo fühlt sich noch jung aber nicht mehr so jung. So jung, dass er jeden Tag raus müsste aus der Wohnung der Eltern. Raus irgendwo auf die Strasse. Einfach nur raus aus dem Horror des Eingeschlossenseins. Raus in ein Raus, in dem alles verboten scheint. In ein Raus, in dem jede Freude unterdrückt wird oder zumindest eingeschränkt wird. Dafür hat oTTo gewisses Verständnis. Für diese jungen Leute, für diese Scheisssituation.
Aber derselbe oTTo ist äusserst empört, wenn er hört, mehr oder weniger zufällig, dass sich einige dieser jungen Menschen wünschen, dass die Alten und die Kranken und Krüppel (damit ist vermutlich die Risikogruppe gemeint) verrecken sollen, damit der "Fun" wieder auf die Strasse zurückkehren kann. Menschen, die nicht verstehen wollen, dass die andern Menschen (Risikopatienten) nichts, aber auch gar nichts dafür können, dass sie Risikogruppe sind. Menschen, die absolut nicht verstehen, dass es nur wenige Jahre dauern wird, bis auch sie zu einer Gruppe gehören, die von den Jungen belächelt werden wird. Weil die Jungen immer anders sein wollen als die nicht mehr ganz Jungen. So war das immer und so wirds auch in Zukunft sein.
Am schlimmsten aber sind die älteren Menschen, die sich jetzt scheinheilig auf die Seite der Jungen schlagen, nur um als Wutbürger, Verschwörungstheoretiker, Rechtsextreme oder sog. Querdenker ihre Überforderung in Form von Agression und Wut kundzutun. Menschen die meinen den Jungen zu helfen, obwohl sie selber eigentlich am meisten Hilfe benötigen würden. Denn - und oTTo kennt ein paar von denen - noch vor nicht so langer Zeit waren sie tendentiell und oft prinzipiell gegen alles, was von jungen Menschen kam. Scheinheitigkeit zum schreien.
Und oTTo wünscht sich, dass diese Menschen endlich den Schalter bei "Denken" auf "an" drehen mögen. So rasch es geht und so konsequent es geht. Ja das wünscht sich oTTo.
Und oTTo fragt sich leise, ob man denn immer für alles Verständnis haben muss ? Immer und gerade in diesen Zeiten im Speziellen.